Zwölf Euro Pacht für einen Hektar Land: Was zunächst wie ein gutes Geschäft klingt, erweist sich für die Kleinbauern in Sierra Leone als direkter Weg in den Hunger. Denn in dem kleinen Land in Westafrika können von einem Hektar Land 5 Menschen leben – 12 Euro Jahrespacht ernähren sie nicht.
Die Szene, die Bad Nauheimer Konfirmanden im Gottesdienst in der Bad Nauheimer Dankeskirche nachgestellt haben, passiert tagtäglich real in den armen Ländern der Welt. Brot für die Welt hat darum dieses so genannte „Landgrabbing“ zum Thema seiner neuen Spendenaktion gemacht, die am Sonntag mit dem Gottesdienst in BadNauheim eröffnet wurde.
Dekan Jörg-Michael Schlösser und Pfarrer Dr. Ulrich Becke gestalteten gemeinsam den liturgischen Teil, die Predigt hielt eine Frau die dieses Thema seit vielen Jahren kennt: MdB Heidemarie Wieczorek-Zeul, ehemalige Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Sie rechnete vor, was die Versprechungen ausländischer Investmentfirmen für die Kleinbauern bedeuten: Wo vorher fünf Menschen Lohn und Brot von einem Hektar Ackerland hatten, entsteht im industriellen Anbau gerade einmal 0,01 Arbeitsplatz pro Hektar beim Mais und 0,35 beim Zuckerrohr. Dafür haben die örtlichen Kleinbauern Verträge unterschrieben, die sie als Analphabeten oft nicht einmal lesen konnten. Bis zu 100 Jahren laufen einige solcher Pachtverträge. 227 Millionen Hektar haben so in den letzten zehn Jahren den Besitzer oder Nutzer gewechselt – das entspricht einer Fläche in der Größe Westeuropas. Hinzu kommt, dass 70 % dieser von ausländischen Investoren gekauften oder gepachteten Flächen in Afrika liegen – einem Kontinent, in dem 300 Millionen Menschen hungern.