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Kirchenmodell

Große Kirche ganz klein

Bei einem Modell denkt man zuerst an etwas Kleines, einen Nachbau in vorgefertigten Schablonen aus Holz oder Kunststoff. Auch aus Pappe gibt es viele Bastelbögen zum Ausschneiden mit allen denkbaren Motiven. Doch für unsere Kirche gibt es so etwas nicht. So war die Aufgabe, die sich Ulrich Kling im Januar 2008 stellte, eine äußerst schwierige.

Mit dem Schwalheimer Rad hatte Herr Kling ja schon gezeigt, welche besondere Begabung er besitzt. Maßstabgetreu, mit der Feinheit fürs Detail, hatte er das Rad angefertigt. Sein Freund Gerhard Fourier hatte ihm den Anstoß zum Kirchenmodell gegeben. So machte sich Ulrich Kling auf um sich Unterlagen wie Bauplan usw. zu beschaffen. Doch da gab es nichts. Nur einige alte Zeichnungen ohne Maßangaben, wobei die heutige Aufteilung in der Kirche nicht mehr mit den alten Zeichnungen übereinstimmt. Was nun, erzählte mir Herr Kling, als ich vor einigen Wochen bei ihm war um mich für diesen Bericht mit ihm zu unterhalten.

Wenn es keine Baupläne mehr gibt, so muss man sich die not-wendigen Maße am Original holen. So lieh sich Herr Kling ein Laser-Messgerät aus um die Außenmaße unserer Kirche zu erfassen. Doch damit nicht ge-nug, so mussten alle Fenster, Treppen, Eingänge, Bänke, Altar usw. ausgemessen und fest-gehalten werden. Eine Arbeit, die allein mehrere Tage in An-spruch nahm. Dann kam die entscheidende Frage für Herrn Kling, wie groß soll das Modell werden?

Wählt man den Maßstab zu groß, wird auch das Modell zu groß. Umgekehrt wird es zu klein und man kann keine Details mehr erkennen oder herstellen. So ergab der Maßstab 1:22,5 ein nicht zu großes Modell, bei dem aber die kleineren Teile, besonders in der Kirche, gut herzustellen und optisch schön aussehen zu lassen waren.

Am Modell gearbeitet wurde hauptsächlich in den Wintermonaten, wenn es im Garten nichts zu tun gab. Von der Auswahl der Materialien bis hin zu allen Malerarbeiten und Verzieren der Kleinteile hat Herr Kling alles aus eigener Hand angefertigt. Nur mit der Kirchturmspitze und dem Hahn obendrauf wollte so keine richtige Idee aufkommen. Doch da war ja in der Nachbarschaft ein gelernter Goldschmied, Herr Michael Becker. Kling erklärte ihm sein Problem, was für einen Goldschmied natürlich keines war. Herr Becker erklärte sich sofort bereit für das Modell die Spitze mit Hahn anzufertigen.

So fügte sich Tag für Tag, Monat für Monat, ein Teil zum anderen. Natürlich gab es immer wieder Baustopps, wo die zündende Idee oder das passende Material (besonders bei den großen Kirchenfenstern) erst einmal besorgt werden musste.

Aber Herr Kling fand für alles, wie ich sagen muss, eine per-fekte Lösung. Wenn man das fertige Modell heute in unserer Kirche stehen sieht und einmal genauer betrachtet, so muss man sagen, ist Herrn Kling ein Meisterwerk gelungen. Schaut man durch die Kirchenfenster in die Kirche hinein, so meint man, es wäre das Original, so präzise und sauber ist es gearbeitet.

Am 28. März 2010 nach über 600 Stunden Arbeitszeit wurde dann das fertige Kirchenmodell nach dem Gottesdienst der Gemeinde vorgestellt. Der Besucherandrang war rege und das Interesse groß. In einer kleinen Ansprache erzählte Kling von vielen Details und Schwierigkeiten, welche er zu bewältigen hatte. Im Anschluss wurde von allen Besuchern das Modell (bei dem man auch das Dach ab-nehmen kann um besser hinein zu schauen) eingehend begutachtet und bestaunt.

Wer unser Kirchenmodell noch nicht gesehen hat, der hat wirklich was versäumt. An jedem Sonntag vor und nach dem Gottesdienst hat man die Möglichkeit dazu.

H.-O. Burkhardt

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